Neue Kooperationen
für leistbare und offene Räume

in Friedrichshain-Kreuzberg

Beitrag

Dokumentation Baerwaldbad Stadtwerkstatt 1: Nutzungsideen fürs geschlossene Stadtbad

Trotz eines Regenschauers kurz vor Beginn kamen über 150 Interessierte zur Beteiligungsveranstaltung in die StadtWERKSTATT Friedrichshain-Kreuzberg. Das Interesse am Fortbestand des alten Bades nahe zum Landwehrkanal in Kreuzberg ist groß. Zahlreiche Menschen haben hier z.B. schwimmen gelernt und damit gute Erinnerungen an das unter Denkmalschutz stehende Doppelbad.

Der Abend strukturierte sich in zwei Blöcke: In der ersten Hälfte wurden Vorträge gezeigt – zunächst zum aktuellen Arbeits­stand einer Mach­barkeits­studie und einige Kurz­vorträge, von beispiel­haften Nutzungen in vergleich­baren Gebäuden. Nach der Pause wurden in drei Gruppen Ideen für mögliche Nutzungen gesammelt.

Die Machbarkeitsstudie wird demnächst in Gänze eigenständig veröffentlicht – auch hier werden wir darauf verweisen. Im Folgenden lesen Sie die Dokumentation der Ergebnisse der Stadtwerkstatt.

Eindrücke von der Beteiligungsveranstaltung. Fotos: Claudia Paulussen

Auszüge aus der Machbarkeitsstudie

Bedarf an Wasserflächen für Schwimmen/Baden

Im Stadtteil Kreuzberg gibt es aktuell kein geöffnetes Hallenbad. In der Diskussionsrunde nach dem Vortrag auf der Veranstaltung wurde dieser Zustand von einigen Bürger*innen als eklatante Mangelversorgung benannt. Auch in der Presse sind entsprechende Äußerungen zu lesen. In der Studie wird ein Bedarf auf Quartiersebene bestätigt. Die Berliner Bäderbetriebe verneinen hingegen eine Mangelversorgung und vom Berliner Senat gibt es dementsprechend keine Unterstützung zum (Wieder)Aufbau von Schwimmflächen im Bezirk.

Denkmalschutz

Das gesamte Ensemble des Baerwaldbades steht unter Denkmalschutz, jedoch sind die Schutzklassen unterschiedlich. Hinsichtlich einer zukünftigen Nutzung sind damit auch unterschiedliche Möglichkeiten verbunden.

Fortschreitende Bauschäden

Das Bad steht nun schon seit einigen Jahren ohne Nutzung leer. Dabei hat das Gebäude fast in allen Teilen weiter Schaden genommen. Insbesondere das undichte Dach führt zu vielen Folgeschäden.

Ein umfassende Gebäudesicherung und Instandhaltung ist dringend geboten. Die geschätzten Kosten dafür liegen bei ca. 6 Mio €.

Szenarienanalyse für mögliche Nutzungen

In der Machbar­keits­studie wurden eine Viel­zahl von denk­baren Nutzungs­szenarien betrach­tet und exempla­risch betriebs­wirtschaft­lich berechnet. In zwei Planungswerkstätten mit geladenen Expert*innen wurden die verschiedenen Möglichkeiten diskutiert, aber nur wenige Szenarien scheinen dabei tat­säch­lich umsetzungs­fähig.

Vier Szenarien wurden danach vertieft untersucht.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

Zu den vier oben gezeigten Szenarien wurden Wirtschaft­lichkeits­berechnungen erstellt, welche Aus­kunft über erwartete Ticket­­preise und Deckungs­­lücken geben. Die Investitions- und Betriebs­kosten reichen von Szenario 1 „Teilbad Alte Halle“, dem Badebe­trieb in der historischen Halle und ergänzenden öffent­lichen Nutzungen mit fast 60 Mio € und 0,5 Mio € Betriebs­kosten p.a. bis zu einer organisch wachsenden Pionier- und Zwischen­nutzung in Szenario 4, die sich bereits ab 10,0 Mio € realisieren und perspek­tivisch durch die Nutzung re­finanzieren lässt.

Empfehlung

Aufgrund der hohen Investitions- und Betriebskosten endgültiger Sanierungslösungen in Verbindung mit den aktuell begrenzten Kapazitäten und Investitionsmitteln wird in der Machbarkeitsstudie der Über­gang in eine Pionier- und Zwischen­nutzung möglichst vielen gemeinwohlorientierten Angeboten empfohlen. Damit soll das Gebäude für eine Viel­zahl von verschie­denen Nutzung geöffnet werden. Beim Betrieb von konkreten Ange­boten soll auf die Zusammen­arbeit mit privaten und zivil­gesell­schaft­lichen Akteuren gesetzt und die Optionen für spätere endgültige Bade- als auch bezirkliche Nutzungen erhalten und regelmäßig evaluiert werden. Die Mieteinnahmen sollen für weitere Sanierungsmaßnahmen genutzt werden. Damit soll die komplexe Aufgabe kooperativ angegangen werden, die der Bezirk aus Kapazitäts- und Kostengründen allein nicht stemmen kann.

Ergebnis der Beteiligung: Ideen für Pionier- und Zwischennutzungen

Nach der Pause wurden die Anwesenden gebeten, sich anhand von drei Nutzungs­profilen Gedanken zu machen, wie und wofür die viel­fältig vorhanden Räume genutzt werden könnten. Wer wollte konnte das eigene An­liegen auf einer Akteurs­karte verzeich­nen und gemein­sam wurde versucht, geeignete Räume für die Vor­schläge zu finden, wobei der unter­schied­liche Zustand der Räum­lich­keiten best­möglich beachtet wurde.

Ideen für kurzfristige Nutzungen – Zeiträume: Stunden bis Tage

Zusammenfassung der Nennungen für kurzzeitige Nutzungsmöglichkeiten

Vermietung für Events

  • für Unternehmen > Weihnachtsfeiern, Parties
  • für Familien > Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Parties
  • für Filmsets-/drehs > alle Räume haben besondere szenische Qualitäten, die für Filme interessant sein könnten
  • für KULTUR:
    • Kunstausstellungen > Einzelausstellungen in den Beckenräumen oder große Gruppenausstellungen in allen Räumen
    • Kino im Becken
    • Lesungen
    • Theater
    • Performance
    • Konzerte von Klassik bis Rock
  • für Sport
    • Gymnastikräume > Yoga
    • Artistik in den Hallen
    • Skaten > Halfpipe in die Becken bauen
    • Klettern am Kamin
    • Karateklub „Bazai e.V.“ hat Bedarf
  • für Märkte

Einfache Nutzungen in kleinen Räumen

  • Übungsräume für Musiker*innen
  • Drogenkonsumraum

Lukrative Nutzung der äußeren Kubatur

  • Mobilfunk-Sendemast auf den Kamin setzen
  • Großflächenplakate an die Fassade hängen

Generelle Äußerungen

  • Das Ziel von kurzzeitigen Nutzungen sollte sein, Geld zu erwirtschaften, das zur längerfristige Entwicklung des Gebäudes genutzt werden kann.
  • Alle wünschen sich regelmäßige Gruppen-Führungen durch das Gebäude und erwarten dadurch eine starke soziale Dynamik (Aufmerksamkeit) für die Entwicklung
  • Mögliche kurzzeitige Vermietungen für allerlei Nutzungen wurden genannt, wobei die Einschätzung ist, dass manche davon auch recht viel Geld erbringen könnten.
  • Eine temporäre Club-Nutzung wurde kontrovers diskutiert. Befürchtet werden stark negative Folgen für das Denkmal und die Umgebung.

Ideen für mittelfristige Nutzungen – Zeiträume: Wochen bis Monate

Zusammenfassung der Nennungen für mittelfristige Nutzungsmöglichkeiten

Anlaufstelle „BadBude

  • Nutung des Foyers mit den angrenzenden Räumen für eine öffentliche/geöffnete Anlaufstelle
  • Interessierte können das Gebäude besichtigen
  • Interessierte können sich Einbringen/Bewerben, => Perspektive Pioniernutzungskonzept. Live-Akquise vor Ort mit Außenwirkung
  • Angebot mit Kiosk/Späti verbinden um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.

Kunst und Kulturnutzungen

  • Künstler*innen-Ateliers anbieten
  • Proberäume
    • z.B. für HAU auch als temporäre Spielstätte geeignet
  • Ausstellungsprojekte (Art Kreuzberg)

Das ganze Haus für Kinder & Jugendliche entwickeln (entweder eine Saison oder langfristig):

  • Kinder- und Jugendtheater
  • aneignungsfähige Spielräume, unbestimmte Abendteuer-Räume
  • großes Bällebad in einem Becken
  • Lernunterstützung in kleinen Räumen
  • Werkstätten im Keller
  • Skatepark im Hof oder in den Hallen
  • Sozialküche im Kesselhaus

dafür mit Universitäten und Bildungsträgern zusammenarbeiten

Temporäres Schwimmbecken im Becken

(DLRG, Schwimmschulen):

  • Mobiler Pool (4x8m) in einer der Hallen/Becken
  • Angebote zum Schwimmenlernen
  • ggf. erweiterbar um Wasser-Spielangebote, Wassergewöhnung f. Nichtschimmer

Vorgärten als Urbene-Gärten

  • Die Grünstreifen vor dem Gebäude können schnell zum Gärtnern genutzt werden.
  • Eine positive Ausenwirkung entsteht
  • Bedarf nach Gärten wird bedient

Generelle Äußerungen

  • Schnelle Öffnung herbeiführen über Führungen und Anlaufstelle für interessierte (Pioniernutzung, etc.)
  • Sichtbarwerden im Außenraum (Urbanes Gärtnern, Kisok, Anlaufstelle sichtbar im Außenraum)
  • Achnelle Öffnug auch für Nutzer*innen z.B. Ausstellungen in den Gängen, Urbanes Gärtnern auf den Außenflächen, temporäre Veranstaltungen (Uni, Theater, etc.) = Einfacher sondergenehmigungen zu bekommen.
  • Links zu mehr Infos am Haus anbringen, mit Werbe-Transparent nach Ideen fragen „Call for Entries“

Ideen für langfristige Nutzungen – Zeiträume: Monate bis Jahre

Generelle Äußerungen

  • Existierende Rampen im UG/EG Bereich stellen eine gute Grundlage für die barrierefreie Erschließung der Flächen im Erdgeschoss dar, dadurch sind diese Flächen für öffentliche Nutzungen mit viel Publikumsverkehr (z.B. als Veranstaltungsstätte) oder für gewerbliche Nutzungen mit Werkstätten und Produktion gut geeignet.
  • Auch soziale bzw. gesundheitliche Nutzungen wie z.B. Fixpunkt und Räume für Präventionsarbeit können gut im Erdgeschoss angesiedelt werden.
  • Die räumliche Verbindung zur angrenzenden Schule (Zugang Schulhof) birgt großes Potenzial für die zukünftige Entwicklung des Areals. Es existieren derzeit viele Initiativen und Aktivitäten von Lehrer*innen und Schüler*innen für ein ergänzendes Bildungsprogramm, welches auch für die Nachbarschaft und weitere Interessierte geöffnet werden kann.
  • Die Empore (historischer Wandelgang) in der Schwimmhalle könnte gut als erweiterter Zuschauerraum für langfristige Kulturnutzungen (Theater, Kino etc.) genutzt werden.
  • Existierende Wohnungen im 2.Obergeschoss könnten mglw. einfach ertüchtigt werden (ohne große Investitionen) und für besondere Bedarfsgruppen aus der Nachbarschaft oder im Kiez zur Verfügung gestellt werden (allerdings sehr klein und höchste Denkmal-Schutzklasse).
  • Die kleinteiligen Raumstrukturen im EG, 1.OG und 2.OG könnten zusätzlich gut für Artist & Residency Programme erschlossen werden. Entsprechende Träger waren in der Stadtwerkstatt anwesend und haben ihr Interesse an der technischen und inhaltlichen Betriebsübernahme solcher Flächen bekundet.

Akteursnennungen

Auf dem Board zu den langfristigen Nutzungen wurden die ausgefüllten Akteurskarten gesammelt und über ein Nummernsystem wurden geeignete Räume für die Vorschläge benannt. Die von den Anwesenden ausgefüllten Akteurskarten werden hier aus Gründen des Datenschutzes nicht als Bilder veröffentlicht. Die eingegangen Projektideen werden abstrahiert benannt:

  • Zeitgenössischer Zirkus, Artistik
  • Museum und Bildungszentrum für Bad- und Bewegungskultur
  • Gesamtelternvertretung Bürgermeister Hertz Schule
  • Raum der angrenzenden Schule erweitern: Schulmensa, Hort, AG-Räume, Klassenzimmer
  • Grundschul-Hort für Musik, Theater, Bewegung
  • Kunst- und Kulturzentrum
  • Kinder-Freizeiteinrichtung
  • ART KREUZBERG
  • Töpfer & Kunstwerkstatt
  • Privates Kunstatelier
  • Schwimmbad + Kultur
  • FIXPUNKT & Drogenberatung
  • Repair Café
  • Begegnungsort für junge Menschen mit Behinderung
  • Atelierzentrum für Bildende Kunst
  • Mobile Pools > Wassergewöhnung, Schwimmunterricht
  • Urban Gardening in den Vorgärten
  • Spielstätte für Kinder- und Jugendtheather
  • Zentrum für künstlerische Probe, Raumprogramm/KRB
  • (Schwimmhalle für Vereinssport und Wassertherapie)
  • Ort für Clubkultur

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In Zusammenarbeit von:Bezirksamt L.I.S.T. Lösungen im Stadtteil – Stadtentwicklungsgesellschaft mbH LokalBau

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