Strategischer Einsatz für mehr Kooperation
Mit der LokalBau-Strategie unterstützt der Bezirk ideell und operativ alle Ansätze zu einer Kooperativen Stadtentwicklung. Das dazu beauftrage „LokalBau-Team“ koordiniert einerseits konkrete Entwicklungsprozesse an verschiedenen Standorten und betreibt andererseits Öffentlichkeitsarbeit für das Prinzip sowie Netzwerkarbeit für den Aufbau von Strukturen der kooperativen Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren, der Politik/Verwaltung und den Immobilienunternehmen (vorrangig den landeseigenen aber auch den privaten). Die Idee einer kooperativen Plattform bildet dabei die „Baustelle Gemeinwohl“-Plattform, welche nicht nur als Website zu verstehen ist, sondern auch als flexible Formate der Zusammenarbeit in unterschiedlichen Akteurskonstellationen.
Alle diese Prozesse sind sehr langwierig, meist recht komplex und es spielen viele Faktoren hinein. Außerdem gibt es bei den wichtigen Akteuren auf Seiten der Verwaltung noch keine Routine mit kooperativen Projekten, die strukturell recht herausfordernd sind. Ideen wie z.B. die Gründung einer Genossenschaft mit Beteiligung der öffentlichen Hand, um an einem Standort eine Immobilie für Mischnutzungen zu errichten, stoßen erst einmal auf Verwunderung – einfach weil solche Ansätze neu und nicht eingespielt sind.
Kooperationen in schwierigem Marktumfeld
Dabei liegen in kooperativen Lösungen enorme Chancen, die Stadt anhand von Neubauprojekten Stück für Stück besser zu gestalten. Die Marktsituation im Immobiliengeschäft hat sich in den letzten Jahren drastisch verschärft: Bodenpreise sind teils um ein Mehrfaches angehoben, die Baukosten stark gestiegen und auch Finanzierungskosten gehen gerade durch die Decke. Solche Herausforderungen sind auch für Projekte der infrastrukturellen Daseinsvorsorge harte Belastungen, was dazu führt, dass viele gebrauchte Räume für soziale, soziologische-kulturelle oder kulturelle Nutzungen nicht errichtet werden. Nicht nur im privaten Bereich, auch die öffentliche Hand streicht gerade Bauprojekte drastisch zusammen.
Das alles passiert in einer Stadt, die weiter wächst, immer mehr Bedarf an leistbarem Wohnraum hat und wo dringender Sanierungsbedarf sowie die Notwendigkeit zum Ausbau von Infrastruktur herrscht. Intelligente Konzepte für Mehrfachnutzungen und die Kombinationen von verschiedenen Einrichtungen in einem Gebäude, mit Shared Spaces, neu gestalteten Wohnformen u.Ä. können Antworten liefern, auf die Frage wie der Weiterbau der Stadt überhaupt noch jenseits von hochpreisigen kommerziellen Projekten gelingen kann.
Selbstorganisierte Gruppen als entscheidender Faktor
Eine wichtige Rolle spielen dabei zivilgesellschaftliche Gruppierungen, die sich selbst organisieren und solidarische Bedarfe formulieren. Z.B. Wohngruppen, die besondere Berufsgruppen integrieren, und dabei den pro Kopf Wohnflächenverbrauch gegenüber bisher üblichen Wohnungsformaten deutlich absenken, oder neue Baugenossenschaften, bei denen finanziell unterschiedlich aufgestellte Partner*innen zusammenarbeiten. Um derartige Lösungen zu formulieren — und jedes Standortprojekt brauchte dabei ganz eigene aufzubauende Strukturen – müssen Spielräume erzwungen werden. Dazu braucht es zunächst Informationen über mögliche Projektflächen und Akteure, die sich entweder lokal oder thematisch finden, um mit dem Anspruch in einzelne Projekte einzutreten, nicht nur an der Entwicklung beteiligt zu werden, sondern als Kooperationspartner wirklich die Entwicklung mitzutragen.
Dafür muss bei jedem einzelnen Projekt ein Momentum erzeugt werden – in der Öffentlichkeit, gegenüber der Politik und Verwaltung, mit weiteren Akteuren im Verbund. In Berlin passiert das noch viel zu wenig und auch die kooperativen Strukturen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg haben außerhalb von Modellprojekten wie dem Rathausblock/Dragonerareal bisher wenige Projekte hervorgebracht. Ein Beispiel des Gelingens ist sicherlich, dass der Gewerbehof Lausitzerplatz vom Land Berlin mit der Initiative „Lause bleibt!“ zurückgekauft wurde, und das Projekt eine finanzierbare Perspektive erhalten hat. Solche Projekte braucht die Stadt noch viel mehr – insbesondere im Bereich Neubau von Immobilien und Quartieren.
Die Instrumente sind bekannt: Konzeptverfahren, Erbbaurechtsvergaben, Kooperation-Genossenschaften usw. Was fehlt sind an einigen Stellen die Gruppen, die solche Projekte wirklich durchsetzen: politisch, praktisch, wirtschaftlich.
Um dem näher zu kommen, gibt es unter anderem die Baustelle Gemeinwohl Plattform. Mit der Veranstaltung am 23.11.2022 wollen wir daran arbeiten, miteinander schlagkräftiger zu werden.