Beschreibung des Projektes „Spektakel auf der Autobahn 2022/23“ und durchgeführte Veranstaltungen
Dauer: Oktober 2022 bis Februar 2023
Die Vorhaltefläche Alt Stralau 68 ist eine Brache in der Nähe des Ostkreuzes und am Rand des Laskerkiezes. Die Flächen rund um das Ostkreuz sind nicht nur vom potenziellen Ausbau der A100 betroffen, sondern auch durch private Bauvorhaben, etwa von Trockland und Pandion. Diese Bauvorhaben werden den Kiez stark verändern und zur Verdrängung von etablierten Akteurinnen des Kunst- und Kultursektors führen. Der Weiterbau der A100 wird laut Koalitionsvertrag bis 2025 nicht weitergeführt, ist jedoch auf Bundesebene beschlossen. Dieser würde nicht nur Gesundheit und Klima schädigen, sondern auch die Anwohnerinnenstruktur und Kiezkultur zerstören. Zudem lässt diese Perspektive nur eine Zwischennutzung zu.
Hier setzt das Projekt an: Durch eine Vernetzung der lokalen Initiativen und Nachbarschaften wird eine soziokulturelle Pioniernutzung entstehen, die eine langfristige Sicherung der Fläche zum Ziel hat und die Bedarfe an der Fläche verhandelt.
Die Veranstaltungen wurden begleitet durch ein Rahmenprogramm, das sich künstlerisch und musikalisch mit dem Thema des Projekts auseinandersetzt. Das Projekt sieht sich als eine Konzipierungsphase für die weitere gemeinschaftliche Entwicklung einer Pioniernutzung der Vorhaltefläche.
Nachbarschaftsfest Oktober 2022
6. November 2022 in der Villa Kuriosum
Beim Nachbarschaftsfest im Garten und Zirkuszelt der Villa Kuriosum stellte sich das Projekt vor und machte auf die aktuelle brenzliche Situation aufmerksam. Der selbstverwaltete Kulturort befindet sich auf einer der A100 Vorhalteflächen (in Lichtenberg) und bietet unter seinem jetzigen Namen seit 2012 Raum für nichtkommerzielle (Sub-)Kultur.
Das Programm bestand aus Puppentheater und Workshops für Kinder und Erwachsene, einem Gartenrundgang mit Wildkräutersammlung und Kompostworkshop, einer Diskussionsrunde zum Thema Pioniernutzungen der A100 Vorhalteflächen, einem Vortrag zur Sinneswahrnehmung von Pflanzen und zum krönenden Abschluss gab es Konzerte – Experimentelle Musik in 4 Akten.
Dieses Fest demonstriert das Potential von Vorhalteflächen. Es ist als Best Practice-Beispiel gedacht, das die zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten des Geländes am Ostkreuz aufzeigt.
Workshop zur Gestaltung der Vorhalteflächen für die A100 November 2022
Sonntag, 20. November von 14:00 bis 19:00 Uhr in der „Zukunft am Ostkreuz“, Laskerstraße 5, 10245 Berlin
Bei der zweite Veranstaltung des Projektes haben wir lokale Initiativen und Vereine eingeladen und gefragt, wie wir eine Fläche nutzen wollen, die uns als Bürger*innen im besten Fall erhalten bleibt. Die etwa 40 Teilnehmenden haben sich während des Workshops in drei Gruppen zusammengeschlossen. Ideen für eine gemeinwohlorientierte, längerfristige und soziokulturelle Nutzung der Flächen sind entstanden.
Folgende Themen wurden vorgeschlagen und wurden in Workshopsgruppen diskutiert:
- Jugend und Soziokultur
- Stadtnatur
- Politische Selbstorganisierung
- Trägerschaften
- Utopie
- Wohnen
Ablauf der Veranstaltung:
14:00 Uhr Ankommen
14:30 Uhr Begrüßung
15:00 Uhr Vorstellung der Themen
Pause
15:45 Uhr Arbeit an den Thementischen
Pause
17:00 Uhr Vorstellung Ergebnisse
18:00 Uhr Abschluss
Anschließend Ausklang bei Suppe&Mucke
Dokumentation der Veranstaltung befindet sich hier: Ergebnisse der Workshops von „Spektakel auf der Autobahn“ 2022
Folgeworkshop Januar 2023 – Das Spektakel geht weiter
Sonntag, 15. Januar 2023 ab 16:00 im RuDi Nachbarschaftshaus (Modersohnstraße 55, 10245)
Es fand ein Treffen der Thementische Politische Selbstorganisierung & Trägerschaften im Nachbarschaftszentrum RuDi statt, um weiter an den in der Zukunft aufgeworfenen Fragen zu arbeiten. Eingeladen haben Suppe&Mucke, Wem gehört der Laskar Kiez, RuDi Nachbarschaftszentrum und AKS Gemeinwohl. Alle Initiativen und Gruppen, die sich für das Thema interessieren oder schon im Kiez aktiv sind, waren herzlich eingeladen.
Der Ziel war gemeinsam zu überlegen und planen, was auf den A100
Vorhalteflächen zwischen Ostkreuz und Treptower Park entstehen soll. Denn eins ist klar, die Autobahn wollen wir nicht! Es gab einen intensiven Austausch und Pläne für die A100 Vorhalteflächen wurden geschmiedet.
Ergebnisse:
Bei dem Treffen mit 19 Teilnehmer*innen wurden folgende Ziele ausformuliert: Erstens, die Vernetzung mit den Bezirken Lichtenberg und Treptow-Köpenick verbessern. Zweitens, temporäre Nutzungen für die Fläche entdecken und anwenden. Drittens, die Politik und Verwaltung in die Diskussion miteinbeziehen. Viertens, eine Informationsveranstaltung mit dem Stadtrat abhalten, bei der Bürgerinnen und Bürger Fragen stellen können. Zusätzlich wurde vorgeschlagen, eine Bürgeranfrage an die Bezirksverordnetenversammlung zu stellen und den Klimabeirat anzusprechen.
Abschlussveranstaltung Februar 2023 „Spektakel auf der Autobahn“
Sonntag, 26. Februar 2023 ab 16:00 Uhr bis 22:00 in ://about blank (Markgrafendamm 24c, 10245 Berlin)
Der Weiterbau der A100 steht immer noch im Raum – mit dem Ergebnis der Wiederholungswahl vielleicht sogar noch mehr. Der Bau des 17. Abschnitts würde bedeuten, dass bestehende Projekte, die sich auf den Vorhalteflächen befinden, verdrängt würden. Andere Vorhalteflächen sind noch Brachen und bieten Potential für so viel mehr als Autoverkehr.
Im Oktober 2022 hat der Verein Suppe&Mucke e.V. gemeinsam mit der AKS Gemeinwohl das Projekt „Spektakel auf der Autobahn“ initiiert und gemeinsam mit weiteren Initiativen, Trägern und Einrichtungen insbesondere die Vorhalteflächen am Ostkreuz in den Blick genommen. Der dort angrenzende Laskerkiez ist in den letzten Jahren von privaten Bauvorhaben geprägt. Flächen werden knapper, selbstorganisierte Projekte sind bedroht, wobei der Bedarf an Flächen für Kunst, Kultur und Soziales ist jedoch hoch. In den letzten Monaten wurde daher diskutiert, welche Bedarfe es in dem Kiez konkret gibt, wie sich Synergien schaffen lassen und Nutzungskonflikte vorgebeugt werden können.
In einer Lesung von Conrad Kunze (Deutschland als Autobahn) wird Deutschlands Verhältnis zur Autobahn in den Blick genommen und über die Zwangsarbeit in der NS-Zeit gesprochen. In der Podiumsdiskussion wird mit den geladenen Politiker:innen über zwei Hauptthemen diskutiert: 1. Wie lässt sich die A100 noch verhindern? 2. Wie können die Vorhalteflächen vor einer profitorientierten Verwertung geschützt werden, wenn die A100 nicht weitergebaut wird? Abschließend gibt es zwei Live-Konzerte mit Ganna Gryniva und FaulenzA.
Um die Ergebnisse der Beteiligungsworkshops zur Zukunft der A100-Vorhaltefläche vorzustellen und zu diskutieren, laden wir Euch am 26. Februar ins ://about blank ein. Wir wollen, dass die Fläche Raum für die Nachbarschaft, soziokulturelle Nutzungen für alle Menschen, Wohnen, Stadtnatur und vieles mehr bietet.
Ablauf:
16:00 – 18:00 Uhr Infostände & Ausstellung (MDF): Kultur- und Nachbarschaftszentrum RuDi, Laskerwiese e.V., BI A100, Clubliebe e.V., u.a.
16:30 – 17:30 Uhr Lesung: Deutschland als Autobahn von Conrad Kunze (Zelt)
17:30 – 18:00 Uhr DJ: Jonas Schilling (Zelt)
18:00 – 20:00 Uhr Podiumsdiskussion (Zelt) mit Katalin Gennburg (Die Linke), Florian Schmidt (B’90/Die Grünen), Peggy Hochstädter (SPD), Julian Schwarze (B’90/Die Grünen)
20:00 – 22:00 Uhr Konzerte: Ganna Gryniva | FaulenzA (MDF)
Zusammenfassung
Beim großen Abschlussspektakel im ://aboutblank wurden zunächst die Ergebnisse vorgestellt, die bei der Ideenwerkstatt und der weiteren Vernetzung danach erarbeitet wurden. Verschiedene Initiativen, Vereine und Gruppen haben sich und ihre Arbeit an Infotischen vorgestellt. Der iranische Künstler Sadra Wejdani hat eine eigens für die Veranstaltung erstellte Videoinstallation gezeigt. Conrad Kunze hat aus seinem Buch “Deutschland als Autobahn” gelesen und mit einer polnischen Aktivistin über die Zwangsarbeit beim Autobahnbau im Dritten Reich gesprochen. Bei einer Podiumsdiskussion mit Politiker:innen aus Berlin wurde diskutiert, ob und wie der Weiterbau der A100 noch verhindert werden kann und wie die Vorhalteflächen vor profitorientierter Verwertung geschützt werden können. Den Abschluss dieses vielseitigen Tages haben zwei Konzerte von der ukrainischen Musikerin Ganna Gryniva und der Liedermacherin FaulenzA gebildet.
Das Projekt ist Teil der Initiative DRAUSSENSTADT gewesen, gefördert vom Berliner Projektfonds Urbane Praxis sowie von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.