Der Gewerbehof in der Lausitzer Straße 10 in Kreuzberg ist der Prototyp der Berliner Mischung. In einer authentischen Nutzungsmischung von Wohnen und Arbeiten finden sich hier noch preissensible Handwerksbetriebe, prekär beschäftigte Freiberuflerinnen, Künstlerinnen und Kreative, kleinproduzierende Unternehmen und politische Initiativen, die an vielen anderen Standorten im Bezirk längst durch Wohnnutzungen oder mietstärkere Gewerbe verdrängt wurden.
Berliner Mischung in Gefahr
Die Gefahr der Verdrängung drohte auch den Mieterinnen der Lause, deren Bestand durch eine geplante Umwandlung der Gewerbeflächen in Luxuswohnungen bzw. durch Luxussanierung oder Verkauf zum maximalen Profit bedroht war. Viele, der ca. 170 in der Lause ansässigen Akteurinnen waren und sind damit in ihrer Existenz bedroht. Zusätzlich ist auch die Lause als wichtiger Nachbarschaftsbaustein mit seinen vielfältigen, häufig unkommerziellen Angeboten für einen großen Nutzerinnenkreis in Gefahr. Dazu gehört u. a. die Arbeit der antifaschistischen Initiativen im Haus (wie z.B. NSU Watch).
Gewachsene Strukturen erhalten
Laut des aktuellen Gewerbeflächensicherungskonzepts des Bezirks für Friedrichshain-Kreuzberg gilt es, die für die typische Berliner Mischung charakteristischen Gewerbehöfe im Bezirk zu sichern. Denn genau diese funktionale und soziale Mischung ist Kern einer nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung und macht Kreuzberg so lebenswert und attraktiv. Von oben planen lässt sich diese Mischung nicht – Nachbarschaftsbeziehungen, Kollaborationen und lokale Wertschöpfungsketten können nur ›bottom up‹ und über die Zeit wachsen. Durch Gentrifizierung werden funktionierende Kiezstrukturen zerstört, die sich nicht wiederaufbauen lassen.
Die Lause als solidarischer Ort
Um der aktuellen Situation konstruktiv zu begegnen, haben sich die Mieterinnen der Lausitzer Straße 10/11 organisiert und den Verein Lause lebt als Interessensvertretung gegründet. Wir möchten unsere vielfältigen Kompetenzen, unser großes lokales wie internationales Netzwerk und unser Engagement einbringen, um den Charakter des Hauses beizubehalten und als gemeinsames Projekt weiterzuentwickeln. Dazu haben wir eine übergeordnete Vision und erste Bausteine konkretisiert, Partner*innen gesucht und Machbarkeiten geprüft. Wir möchten die Lause als solidarischen Ort sichtbarer als bisher für den Kiez öffnen – durch eine Gestaltung und Nutzbarmachung der Höfe (u.a. mit Urban Gardening) und der Bespielung eines Gemeinschaftsraums (für die Hausgemeinschaft und den Kiez) mit einem ambitionierten sozio-kulturellen Veranstaltungsprogramm, Bildungsangeboten, Vernetzungsformaten und einer Kiezkantine.
Für die Umsetzung unserer Ideen sind wir bereit, Arbeit und Know How zu investieren und damit Verantwortung zu übernehmen. Die dafür notwendigen Rahmenbedingungen –
- Behutsame Sanierung
- Gleichbleibende Mieten
- Mitbestimmung bei der Mieter*innenauswahl
- Gemeinschaftsflächen Hof / Gebäude
– lassen sich u.E. nur mit politischer und eigentümerseitiger Unterstützung realisieren. Lause lebt! bietet als Modellprojekt für die Stadt der Zukunft dem Bezirk und der Gesellschaft einen großen Mehrwert.