Gibt es eine Zukunft für die zwei Bäder unter einem Dach?
Das Baerwaldbad in Kreuzberg ist ein herausragendes Baudenkmal im Stadtteil Kreuzberg. Leider ist es seit der Einstellung des Badebetriebs im Jahr 2017 in voranschreitend schlechtem Zustand. Mit einer Machbarkeitsstudie wurden mögliche Entwicklungsperspektiven geklärt und Wege aufgezeigt, wie die Substanz erhalten werden und eine Revitalisierung erreicht werden kann. Im Rahmen der Erarbeitung der Studie wurden bisher eine öffentliche Beteiligungsveranstaltungen im Format der „Stadtwerkstatt“ durchgeführt. Weitere Veranstaltungen sind vorgesehen.




Das Baerwaldbad liegt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, südlich des Landwehrkanals in der Tempelhofer Vorstadt. Es ist Teil des städtebaulichen Entwicklungsgebietes „Urbanstraße“, dessen formuliertes Leitbild die Sicherung der stadtbild- und imageprägenden Baudenkmäler und die Stärkung der sozialen und kulturellen Infrastruktur inmitten der gründerzeitlichen Wohngegend ist.

Die Motivation für die Machbarkeitsstudie zum Baerwaldbad ergab sich aus dem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung im Dezember 2022, das Baerwaldbad zu erhalten, den fortschreitenden Verfall zu stoppen und eine breite, gemeinwohlorientierte Nutzung zu ermöglichen. Das denkmalgeschützte Baerwaldbad hat einen hohen historischen und städtebaulichen Wert im Bezirk. Es ist insbesondere durch den langen Leerstand nach Einstellung des Schwimmbetriebs im Jahr 2017, in einem leider sehr schlechten Zustand.
Auszüge aus der Machbarkeitsstudie
Der Gebäudekomplex des Baerwaldbades besteht aus zwei Gebäudeteilen, die während der Amtszeit des Stadtbaurates Ludwig Hoffmann errichtet wurden. Der Ursprungsbau entstand in den Jahren 1898 bis 1901 und ist im Wesentlichen noch erhalten. Der Erweiterungsbau aus den Jahren 1913 bis 1917 wurde im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und in den 50er Jahren wieder aufgebaut. Neben seiner historischen Bedeutung besteht im Bezirk und in der gesamten Stadt ein hoher Bedarf an Schwimmangeboten. Eine mögliche Wiedereröffnung des Baerwaldbades könnte dazu beitragen, diesen Bedarf zu decken.
Aufgrund der hohen Kosten für die Sanierung (laut Schätzung des Bausubstanzgutachten von 2020 mit ca. 60 Mio. € als Vollbad, und 53 Mio. € als Teilbad) und die Herausforderungen im Zusammenhang mit Denkmalschutz, Barrierefreiheit, energetischer Sanierung und künftiger Nutzungsmischung ist eine Machbarkeitsstudie mit verschiedenen Planungsszenarien der erste Schritt, um eine Lösung für das Baerwaldbad zu finden.

Die Zielsetzung der Studie bestand darin, Möglichkeiten für den Erhalt und den Betrieb des Gebäudekomplexes zu entwickeln, um dem Verfall entgegenzuwirken und einen neuen gemeinwohlorientierten Ort im städtebaulichen ›Erhaltungsgebiet Urbanhafen Südstern‹ zu schaffen. Im Mittelpunkt stand die Entwicklung von Varianten, die eine vielfältige Nutzung ermöglichen und sowohl den Bedarf an Schwimmangeboten als auch die Bedarfe des Bezirks und der Nachbarschaft nach öffentlichen und gemeinwohlorientierten Nutzungen berücksichtigen. Die Herausforderung bestand darin, die langfristige wirtschaftliche Tragfähigkeit sicherzustellen, unter Berücksichtigung der notwendigen Sanierungsarbeiten als auch des künftigen Betriebs.
In der Studie wurden drei Szenarien vertieft betrachtet, wovon aber nur die „Trockene Nutzung“ eine wünschenswerte Entwicklung des ehemaligen Doppelbades wahrscheinlich aussehen lässt.
Als abschließenden Bewertung ist in der Studie zu lesen:
»Aus wirtschaftlicher Sicht hat die Variante einer trockenen Nutzung die größte Umsetzungswahrscheinlichkeit. Auch wenn die Frage nach der Beschaffung der Mittel für eine erste Grundsanierung off en bleibt, entfällt in dieser Variante die Finanzierung der zusätzlichen Kosten für eine Schwimmnutzung und die damit verbundenen laufenden Kosten für den Betrieb eines Bades.
Es lassen sich voraussichtlich Mieten erzielen, die näher an die finanziellen Möglichkeiten der gewünschten, gemeinwohlorientierten Nutzer herankommen. In dieser Variante sind auch entsprechende Fördermittel für die Sanierung notwendig, auch um geringere Mieten zu ermöglichen.«
Weiteres Vorgehen

In der Machbarkeitsstudie wird ein zeitlicher Ablaufplan für die nächsten Jahre gezeigt. Das Bezirksamt möchte in den nächsten Monaten einzelne Begehungstermine anbieten. Die erste Möglichkeit zu Besichtigung mit Führung ist am 10. Mai 2025, Tag der Städtebauförderung.
Zwischenzeitlich wurde in der StadtWERKSTATT Friedrichshain-Kreuzberg die Ausstellung „AUSBADEN.“ gezeigt, in der Bachelor-Arbeiten von Studierenden an der TU Berlin im Institut Architektur, Studiengang AIC (Architecture & Innovative Construction) gezeigt wurden. Die Arbeiten sind als Impulse zu verstehen, die den Denkmalschutz teils recht frei interpretieren und vorschlagen, das ehemalige Herrenbad stark ausgerichtet auf zukünftige Nutzungsszenarien umzubauen. Die Arbeiten haben keinen Zusammenhang mit dem Vorgehen des Bezirksamt im Projekt.