Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Idee der „Berliner Mischung“ zu aktualisieren, für sie zu streiten und auch Neubauprojekte mit nachhaltigen hybriden Bautypologien zu ermöglichen. Wir setzen uns für praktikable Rahmenbedingungen ein und fordern Förderprogramme, die zum Ausbau und Erhalt von gemischten Projekten dienlich sind.
Als besondere Stärke der urbanen Strukturen in Berlin wird immer wieder herausgehoben, dass die „Berliner Mischung“, also die direkte Verbindung und Nähe von Wohnflächen und Arbeitsflächen, z.B. in Vorderhäusern und Hinterhöfen unter einer Adresse, viele positive Effekte auf das Zusammenleben habe: Wege zwischen Wohnen und Arbeiten können so kurzgehalten werden, was zu weniger Verkehr und weniger Umweltbelastung führt. Soziale Angebote wie z.B. Kitas finden als Teil der Nahversorgung mitten in den Wohngebieten in den Gewerbeflächen Raum und liegen in den Hinterhöfen zum Teil sehr geschützt. Produzierende Gewerbe und Handwerke haben ihre Standorte nahe bei der nachfragenden Wohnbevölkerung.
Doch genau die Berliner Mischung droht überall in der Stadt verloren zu gehen. Preissteigerungen bei den Mieten, insbesondere bei den nicht regulierten Gewerbemieten, verdrängen in raschem Tempo produzierende und soziale Gewerbe aus den Höfen und Kiezen.
Gleichzeitig werden neu geplante Immobilienprojekte meist als entweder Wohn- oder Gewerbeprojekte geplant. Mischungskonzepte sind planungsaufwändiger und durch die Rahmenbedingungen im Land Berlin leider bisher kaum förderfähig.
Seit 2022 gibt es einen starken Preisverfall bei Gewerbeimmobilien und einen entsprechenden Einbruch bei der Vermarktbarkeit von Gewerbeimmobilien. Das hat Auswirkungen auf Neubaukonzepte. Mischkalkulationen, bei denen geförderter Wohnungsbau zusätzlich durch hochpreisig zu vermietende Gewerbeflächen querfinanziert werden sollen, sind dadurch zusätzlich fragwürdig geworden.
Es ist Zeit grundlegende Fragen zu stellen und gemeinsam Lösungen dafür zu suchen:
- Wie kann ein zukunftsgerichtetes urbanes Zentrum heute aussehen?
- Wie werden Mischkonzepte finanzierbar und nachhaltig tragfähig bzw. wirtschaftlich?
- Wie können Flächenprogramme entwickelt und aktuelle gehalten werden, die Lebendigkeit und höhere Nutzungsfrequenzen zur Folge haben?
- Wie können soziale Infrastrukturen für bezirkliche Bedarfe in die Quartiere gebracht werden?
- Welche Auswirkungen hat die Gestaltung des Freiraums für die Identität von Quartieren?
- Wie schaffen wir den Schritt von bloßer Beteiligung auf niedrigem Niveau zu tatsächlicher kooperativer Stadtentwicklung, in der gemeinwohlorientierte und lokale Akteure soweit in die Verantwortung kommen, dass sie Betriebskonzepte umsetzen können?