Kooperationsplattform / Erklärung zu den Begriffen und Kategorien auf der Plattform
Inhalt auf dieser Seite
- „BAUSTELLEN“ bezeichnen die großen Kooperationsprojekte
- „AKTIONSFELDER“ geben Orientierung über die verhandelten Themen
- „AKTEUR*INNEN“ auf unterschiedlichen Organisationseben
- KOMPETENZBEREICHE bezeichnen selbstbestimmt die Fähigkeiten der Akteur*innen
(Geschätzte Lesedauer ca. 8 Minuten)
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Baustellen, Aktionsfelder, Akteur*innen, Kompetenzbereiche. Was steckt hinter den Begriffen?
Auf dieser Plattform unter dem Titel ›Baustelle Gemeinwohl‹ werden Kooperationsprojekte beschrieben, die wir als „Baustellen“ bezeichnen. An diesen Baustellen sind diverse „Akteur*innen“ beteiligt, die untereinander sehr unterschiedlich strukturiert und verbunden sein können und verschiedene Kompetenzen und Expertise einbringen.
„BAUSTELLEN“ bezeichnen die großen Kooperationsprojekte
Der Begriff „Baustelle“ ist auf dieser Plattform gleichzusetzen mit dem Begriff „Kooperationsprojekt“. Gemeint ist eine gemeinsame inhaltliche Baustelle, zu der in kooperativer Anstrengung eine Lösung und Form gesucht wird. So ist z.B. der Aufbau der Plattform selbst als eine solche Baustelle zu verstehen.
Nicht gemeint ist ein „Bauloch“, also eine tatsächliche physische Baustelle im Stadtbild, auf der ein Immobilienprojekt entstehen soll. In manchen Fällen kann sich das zum Verwechseln ähnlich sein. So z.B. bei der gemeinsamen Baustelle ›Modellprojekt Rathausblock/Dragonerareal‹, denn da gibt es zwar irgendwann tatsächlich auch ein Bauloch an dem gebaggert wird, aber auf dieser Plattform meinen wir mit der Baustelle ›Modellprojekt Rathausblock/Dragonerareal‹ den gesamten kooperativen Aushandlungsprozess, der zum Aufbau eines gemeinwohlorientierten Stadtquartiers in Ko-Produktion führen soll.
„AKTIONSFELDER“ geben Orientierung über die verhandelten Themen
Alle Informationen auf dieser Website werden über die Aktionsfelder kategorisiert. Bei allen Baustellen, Akteur*innen und Berichten wird angegeben, welche Aktionsfelder damit im Bezug stehen.
Das sind die Aktionsfelder, die wir auf dieser Plattform bearbeiten:
- Bestand – Erhalt, Entwicklung
Im Aktionsfeld „Bestand“ werden Projekte bearbeitet, die mehr Gemeinwohlorientierung im Bestand zum Ziel haben. So z.B. die Ausübung von Vorkaufsrechten in Milieuschutzgebieten oder anderen Satzungsgebieten, das direkte Ankaufen von Immobilien für gemeinwohlorientierte Akteur*innen, das energetische und/oder ökologische Qualifizieren des Bestands unter Vermeidung von Verdrängungseffekten. - Commoning – Allemende, Reclaiming, Gemeinwirtschaft
In diesem Aktionsfeld finden sich Projekte und Akteur*innen zum Erhalt, der Pflege oder der Bildung von materiellen wie nicht-materiellen Ressourcen, die von möglichst allen genutzt werden können sollen, ohne sie zu verbrauchen. Commoning ist aktives Handeln gegen die „commons-unfreundliche Umgebung“, die Zugänge über Eigentums- und Nutzungsrechte beschränkt. - Gleichbehandlung – Antidiskriminierung, Antirassismus
Hier finden sich Projekte, Akteur*innen und Berichte, die im Bereich der räumlichen Stadtentwicklung z.B. Zusammenhänge mit der Kolonialismus-Vergangenheit, strukturelle Benachteiligungen oder Überlegenheitsvorstellungen von gesellschaftlichen Gruppen aufzeigen und beseitigen (wollen). - Governance – Beteiligung, Kooperative Strukturen, Munizipalismus
Hier finden sich alle Inhalte der Plattform, die sich mit dem Themenbereich zur zeitgemäßen Form des gesellschaftlichen Aushandelns und Entscheidens befassen. Hier finden sich alle Inhalte auf der Plattform, die sich mit der zeitgemäßen Form des gesellschaftlichen Aushandelns und Entscheidens befassen. In der Realität der Städte finden neben dem „hoheitlichen Regieren“ vielfältige weitere Verhandlungen statt und eine selbstbewusster und informierter werdende Bürger*innengesellschaft drängt auf im Sinne eines Munizipalismus auf Beteiligung. Der Begriff Governance fokussiert auf eine verteilte Verantwortung für städtisches Handeln über Regierung und Verwaltung hinaus. Es geht also um Fragen zur Machtverteilung und Kooperation in Stadtentwicklungsprozessen. Governance zeigt sich in Prozessen, in denen sich viele Akteure miteinander abstimmen und Regelungen vereinbaren. Die Schnittstellen vervielfachen sich, Übersetzungen werden nötig und neue Akteure entstehen als Vermittler*innen in diesem Aushandlungsraum. - Interaktionen – Interaktionen, Temporäres, Experimentelles, Protest
In diesem Aktionsfeld finden Sie Akteur*innen, Baustellen, Veranstaltungen und Berichte, die versuchen Spielräume für mehr Gemeinwohlorientierung zeitweilig zu nutzen. Es geht um experimentelle Stadtentwicklungsprojekte in Zwischennutzungen, über die Positionen und Konzepte ausprobiert werden, um Erfahrungen zu sammeln und deren Wirksamkeit zu prüfen. Auch auf konkrete Projekte oder Baustellen bezogene Protestbündnisse werden in diesem Aktionsfeld aufgeführt, da mit diesen Projekten gegen die starren Rahmen aufbegehrt wird, um Regelungen zu beeinflussen und bisher gesetzte Grenzen z.B. durch die Markt-Orientierung zu verschieben. Protest führt hier oft zu Improvisation, was als Antwort auf Unwägbarkeiten gesellschaftlicher Entwicklungen und als konstruktive Strategie hinsichtlich der Unplanbarkeit von Stadt gesehen wird. - Neubau – Neubauentwicklung, Daseinsvorsorge, Infrastrukturplanung
In diesem Aktionsfeld sammeln sich alle Inhalte der Plattform, die im engeren Sinne auf die noch zu bauende Stadt bezogen sind. Es geht z.B. um Fragen der Bodennutzung und der baulichen Entwicklung für gemeinwohlorientierte Bedarfe. In diesem Feld finden Sie Berichte über die Aushandlung stadträumlicher Nutzungen, bei denen Gemeinwohlorientierung als Gegenposition gegenüber den Interessen von privaten Projektentwickler*innen deutlich wird, die auf die Erwirtschaftung bloßer finanzieller Rendite ausgerichtet sind. - Öffentlicher Raum – Verkehr, Natur, Stadtklima
Mit diesem weit gefassten Aktionsfeld bezeichnen wir auf dieser Plattform alle Projekte, die sich um die urbanen Räume zwischen den Häuser befassen. Gemeinwohlorientierung in der räumlichen Stadtentwicklung bezieht sich natürlich auch auf die Erhaltung und Schaffung von Natur- und Grünräumen, sowie um Nutzungsqualitäten zur Erholung. Die Beschaffenheit der Zwischenräume angefangen mit den Oberflächen der Immobilien haben starken Einfluss auf das städtische Klima, den Wasserhaushalt und den Ressourcenverbrauch bzw. -schonung. - Housing – Wohnen, Gewerbe, Soziales
Dieses Aktionsfeld bezieht sich auf die Nutzung von Immobilien für gemeinwohlorientierte Bedarfe. Wir haben in Berlin nicht einfach einen generellen Mangel an Wohnraum, sondern einen eklatanten Mangel an gefördertem und leistbaren Wohnraum, sowie an alternativen Wohnungsformen für alle Arten des Gemeinschaftswohnen z.B. im Care-Sektor. Auch bei Gewerbe-Immobilien gibt es Leerstand in Luxus-Segmenten aber extremen Mangel und starke Verdrängung von z.B. Handwerk und versorgenden Dienstleistungen. Auch Raum für soziale Einrichtungen, die in aller Regel über Förderprogramme finanziert und entsprechend limitiert nur Mieten bezahlen können, liefern unverzichtbare Beiträge zur Daseinsvorsorge. Um Raum für solche Nutzungen in der Stadt zu erhalten oder zu schaffen, geht es im Aktionsfeld „Housing“.
„AKTEUR*INNEN“ auf unterschiedlichen Organisationseben
Wir haben folgende „Arten“ von Akteur*innen eingeführt, die helfen sollen die Informationen auf dieser Website zu strukturieren:
- Initiative/Verein/Gruppe …
Zivilgesellschaftlich Kooperierende, die sich als gruppenbasiert organisierte Teilnehmende verstehen. - Projekt, Koop-Struktur
Projekte sind oft temporäre Zusammenschlüsse von mehreren und wechselnden Personen und Akteuren, die sich einer bestimmten Aufgabe annehmen und diese funktional ausfüllen. Projekte sind zumindest teilfinanziert und werden von sehr unterschiedlich gestalteten zw. verfassten Projektträger*innen verwaltet. - Verwaltungseinheit
Verwaltungseinheiten können größer oder kleiner gefasst bzw. verstanden werden. Das Bezirksamt wäre eine große Einheit, eine kleine wäre z.B. eine sehr spezialisierte Abteilung des Stadtplanungsamts. Auch Amtsinhaber*innen, also Menschen die qua Amt als Kooperationspartner*innen fungieren, werden als Verwaltungseinheit angesehen. - Formate der Zusammenarbeit
Akteurinnen bilden in verschiedenen Zusammensetzungen Formate der Zusammenarbeit. Diese werden oft Arbeitsgruppen genannt, oder es gibt einen „Jour Fixe“ zur Abstimmung zwischen Kooperationsakteurinnen. - Unternehmen
Selbständige, freie Berufe, Genossenschaften, Stiftungen Wohnungsbaugesellschaften und alle gewerbetreibenden Gesellschaftsformen (GbR, GmbH, KG, AG, …) – also alle Akteur*innen, die in ausführender Funktion des jeweiligen Unternehmens kooperieren, auch wenn sie gemeinnützig sind oder nach den Richtlinien der Gemeinwirtschaft handeln. - Netzwerk
Netzwerke bilden Strukturen zwischen allen Arten von Akteur*innen und dienen dem Informationsaustausch, Wissenstransfer, der gegenseitigen solidarischen Unterstützung oder zum Lobbying.
Alle diese Gruppen-Akteur*innen bestehen in der Regel aus mehreren Menschen/Personen, sie können aber auch Beteiligte anderer Art umfassen. Insbesondere in Netzwerken können Akteur*innen auf völlig unterschiedlichen Ebenen zusammenarbeiten. Daraus leiten wir die Regel (Syntax) ab, dass immer die größere Einheit eine Verbindung zur kleineren anzeigt.
Also z.B: Im Netzwerk ist > ein Verein – im Verein ist > ein Unternehmen.
Die Beteiligten an der Baustelle Gemeinwohl Plattform haben sich dafür entschieden, Einzelpersonen zunächst nicht als Akteur*innen aufzuführen. Vielleicht wird es für Einzelne zu einem späteren Zeitpunkt andere Möglichkeiten zur Beteiligung auf der Plattform geben – z.B. als Beteiligte an Diskussionen oder Arbeitsgruppen usw.
KOMPETENZBEREICHE bezeichnen selbstbestimmt die Fähigkeiten der Akteur*innen
Den Akteur*innen geben wir die Möglichkeit, ihre eigene Befähigung mit einer Zuordnung zu diesen Bereichen darzustellen, um so Informationen zu den Akteur*innen übersichtlicher aufbereiten zu können.
- Beratung – Politik-, Organisations-, Rechts- und Verfahrensentwicklung, Beratung
Akteure, die zu rechtlichen oder organisatorischen Strukturentwicklungen Expertise einbringen. - Immo-Management – Immobilienwirtschaft, -verwaltung, -bau, -begutachtung
Tätigkeit als (potenzieller) Bauherr*in oder in einer anderen Form des Immobilien-Managements, bzw. der Immobilien-Bewirtschaftung. - Kommunikation – Öffentlichkeits- und Medienarbeit
Kommunikationberatung, -gestaltung, Öffentlichkeits- und Medienarbeit, Pressearbeit, Promotion, Lobbying und jede Form von redaktioneller bzw. journalistischer Arbeit. - Koordinierung – Prozesssteuerung & -förderung
Organisation und Steuerung von kooperativen Prozessen, Beteiligungsverfahren und anderen Abstimmungsprozessen mit vielen Akteur*innen. - Planung der gebauten Stadt
Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur und alle anderen Planungsbereiche einschließlich der Tätigkeitsbereich auf Verwaltungsseite (Bauleitplanung, Infrastukturplanung, etc.) - Selbstorganisation – Betroffenenvertretung, Community Building
Zivilgesellschaftliches Gemeinschaffen, in basisorganisatorischen Verbindungen, z.B. als lokale, soziale oder solidarische Gruppierungen, die sich für ihre Interessen oder in Anwaltschaft für Benachteiligte einsetzen. - Soziale Trägerschaft und Einrichtungen
Organisation, Leitung und Management von sozialen Dienstleistungen, Gemeinwesenarbeit, Pflege, Kinder/Jugend/Familie usw. - Stadtforschung – Bedarfsermittlung, Stadt- und Sozialforschung, Wissenstransfer
Befragungen, Auswertungen, Statistiken, Data-Mining und Data-Visualisierung
Auch der hier mehrfach verwendete Begriff der „Gemeinwohlorientierung“ ist im Allgemeinverständnis noch nicht vollkommen eindeutig besetzt. Das ist genau ein Grund, den Begriff zu nehmen und inhaltlich aufzuladen.
Das „Glossar zur gemeinwohlorientierten Stadt“
Im Jahr 2020 ist im Rahmen der „Nationalen Stadtentwicklungspolitik“ von Bund, Ländern und Kommunen das „Glossar zur gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung“ vom Bundesinstitut für Bau-, stadt-, und Raumforschung (BBSR) herausgegeben worden. Das Buch ist das Resultat eines kollaborativen Prozesses der Sammlung und Bearbeitung von Begriffen, an dem Akteure aus ganz Deutschland teilgenommen haben. Alle Begriffe dieses Glossars, die auch auf dieser Plattform verwendet werden, sind auf der LokalBau-Website in einer online-Fassung des Buchs aufzurufen.